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Mittwoch, 8. September 2010

australien, 30. juli - 8. september 2010

darwin, australia

morgens um drei landen wir in darwin, der nördlichsten stadt des riesenlandes australien. nachdem wir die herkunft, das alter und die reiseroute unserer sämtlichen gegenstände, vor allem denen aus holz oder anderen natürlichen materialien beim zöllner deklariert hatten, gings per taxi rein in die menschenleere stadt. das taxi kostete uns schon ein kleines vermögen und gab uns einen kleinen vorgeschmack auf die exorbitanten preise dieses kontinents. bald fanden wir raus, dass wir den dümmsten zeitpunkt für eine landung in darwin getroffen hatten; es fand der darwin-cup statt, welcher in diesem jahr mit einer ganzen anzahl von feiertagen und einem kalten winter im süden zusammenfiel, was wahre völkerwanderungen nach darwin ausgelöst hatte. kurz, es war einfach kein zimmer mehr zu kriegen und wir begannen uns bereits zu überlegen, mal eine nacht in einem park neben unserem lieben gepäck zu schlafen, als wir dann doch noch eine besenkammer in einem backpackers hostel buchten für unglaubliche aber gleich unten dokumentierte 80 australian dollars, also fast 90 fr. pro nacht. und dies, nachdem wir in lombok gerade mal 25 fr. für ein riesenzimmer, eigenem bad und allem drum und dran gelöhnt hatten. für die nächsten paar tage fanden wir dann immer wieder mal ein zimmer, mussten ständig umziehen, dankbar sein, nicht unter freiem himmel schlafen zu müssen und der spitzenpreis eines dieser etablissements lag bei 250 fr. für eine nacht.










sechs ex-knackis setzten sich an unseren tisch mitten im ibiza-treiben an der hauptstrasse, der mitchell street inmitten von darwin und begannen zu erzählen, dass sie über 4'000 kilometer weit gefahren sind, um einen ihrer kumpels im gefängnis zu besuchen, der da wohl noch an die sieben jahre weiterhin weilen wird. wir fühlen uns mit diesen schweren jungs eigenartig wohl, sie sind freudlich, offen und wir unterhalten uns grossartig mit ihnen. am nächsten tag, als wir sie wiedersehen, steht plötzlich eine flasche prosecco mit zwei erdbeer-geschmückten gläsern vor uns auf dem tisch und einer der jungs sagt mit strahlendem lächeln: welcome to australia. was für ein format, welche grösse, wir sind endlos ergriffen und beschämt von dieser feinen und spontanen geste, an die wir uns in der schweiz bei ähnlichem anlass werden zu erinnern versuchen. eine freundschafts-geste am andern ende des planeten, wo man sie wirklich brauchen kann. eigentlich sind wir alle einfach ein volk von menschen.












unser traum vom camper-reisen durch australien fand hier trotz albtraumhaften preisen dennoch seine erfüllung. unser heim auf rädern für die nächsten vier wochen. absolut geiles gefühl. nachdem meine sonst robuste slavica erstmals gesundheitlich für eine woche lang völlig auseinanderfiel, wir sämtliche drogerien kennenlernten, wir hart am rande einer dengue-fieber quarantäne im staatlichen hospital entgingen und sie im letzten moment wieder gesund wurde, konnte es dann losgehen mit der camperei. bloss raus aus darwin und rein in die natur und die wüste.









hier unsere eindrücke der ersten paar test-ausflüge in parks, ein zartes schnüffeln an einer völlig unbekannten und exotischen natur, die auch auf einem andern planeten so existieren könnte.





















ein kleiner krokodil-test mit lebendmaterial; tat aber soooo gut bei dieser hitze; war wohl sogar für die krokos zu heiss, selbst bei erstklassigem schweizer käse im bach.



















und dann unser erstes känguruh, knallhart von slavica mitten im flug geschossen. prächtig.



























ubirr, freitag der 13. august, kakadu nationalpark und kleiner walkabout durch die felsen mit den ältesten aboriginal felsenmalereien, bis zu 20'000 jährig. man wird andächtig und fühlt sich verbunden mit der ganzen menschheit über alle zeiten hinweg, wenn man morgens ganz früh als erste und ganz alleine vor diesen malereien steht, an orten, wo vor 20'000 jahren ein mensch seine hand an den felsen presste und okra-erde mit tierblut vermischt darüber spritzte, sodass das negativ seiner hand noch heute bewundert werden kann.

was hat er gefühlt?

nur eines ist sicher; er war eins mit der natur, die er genau beobachtete und sich darauf nur mit dem grössten respekt bewegte. alles so zurücklassend, als wäre er nie dagewesen. ausser eben, das mit der hand, oder die malereien, die er sich wohl in überglücklichen oder traurigen momenten erlaubte, oder wenn er geschichten erzählen wollte. auch das aber nur mit vorheriger genehmigung des felsens, um die er ersuchte. einer der letzten alten aboriginees fasst es sinngemäss zusammen: du, mensch, bist knochen, blut, alles von der erde, wenn du stirbst, wirst du zu dieser erde zurückkehren, vergiss das nicht.



































bewundernswert auch die art des malens; auch älteste fresken wurden ohne reue mit einer weiteren schicht lehm überklebt, um dann darauf das neueste zu malen. nicht der besitz des gemalten ist wichtig, sondern das malen selbst. das kommt vielleicht daher, dass es in keiner aboriginal-sprache ein wort für besitz oder zukunft gibt. wieso mir das so sehr einleuchtet und ich die katastrophe des andern denkens sehe, kann ich mir auch nicht erklären, auch in zukunft nicht. ihr malen ist wie musik, man kann sie nicht besitzen, man kann sie nur spielen, einzigartig, alles andere ist lächerlich.

vom hochplateau gleich darüber breitet sich unter uns die natur so aus, wie sie wäre, wenn der mensch endlich seine finger von ihr lassen würde, rein, wild, grandios und perfekt in jeder beziehung. aboriginees legen während der trockenzeit gezielt kleine brände seit tausenden von jahren, aber um der natur zu helfen; wenn dann nämlich die blitze kommen vor dem monsun sind die daraus hervorgehenden flächenbrände nie wirkich verheerend, weil das trockene gras und laub nach einem ausgeklügelten system immer wieder und in kleinen dosen bereits weggebrannt wurden.

was für ein gedanke, der natur beizustehen, statt sie auszubeuten. wir sind fasziniert von der feinheit der gedanken dieser "wilden", welche nicht einmal ein ordnungs- oder staatssystem haben, wie die ersten engländer grosspurig verkündeten und sich so zusammen mit dem segen der kirche das recht gaben, natur und bewohner systematisch auszubeuten, zu vernichten und zu unterdrücken. auch hier ein trauriges kapitel, an dem der kontinent nach wie vor würgt. die ureinwohner werden von den meisten australiern schlecht, ja abschätzig behandelt und sind wie das sprichwörtliche schlechte gewissen überall sichtbar. viele betrunken, die meisten sehr verloren, alle durch ein wohlfahrts-programm zur untätigkeit verdammt. sie haben sich zu weit von ihren wurzeln entfernt, aber noch lange nicht weit genug um anschluss zu finden an ein verwirrend kompliziertes heute. 50'000 jahre schüttelt man nicht einfach so ab. nie sehen wir die beiden jetzigen bewohner dieses grandiosen kontinents gemeinsam. man ignoriert sich, als würden zwei welten parallel existieren, beide unsichtbar für die jeweils andere.

vielleicht haben die australier, sprich ex-engländer vom united kingdom den satz übernommen: wir werden euch nie verzeihen, was wir euch angetan haben. die parallelen zu den usa und deren ureinwohner sind augenfällig.



























trotz lautstarken protesten meiner liebsten, liess ich es mir nicht nehmen, einen spaziergang durch den ursprünglichen regenwald zu unternehmen. am andern ufer unseres treks lag dieser hübsche junge, der bei slavica wildeste fluchtimpulse auslöste. mir hat er gefallen, ebenso wie die von mir benannten pavagsackfledermäuse, die überall in den bäumen ihren süssen träumen folgten und herumhingen.



































13. - 16. august

paradiesischer campground bei katherine, northern territory. inmitten von papageien, sittichen, kakadus, kleinen känguruhs genannt wallabies, einem dreimetrigen krokodil namens elvis mit über 80 jahren auf dem buckel genau auf der andern seite unseres billabongs (stehender teich mit inseln aus seerosen) unter uralten bäume geparkt, wissen wir wieder, dass das paradies doch schon hier ist, man muss es einfach sehen und den inneren göttern danken dafür. es ist ja so einfach. am morgen werden wir mit einem konzert von gurren, zirpen, zwitschern, kreischen (die kakadus), krächzen, schreien, knuspern, quiken, knabbern und quaken sanft aus den träumen gehoben nach einer nacht der absoluten australischen weite, stille und leere. wegen elvis verlassen wir unseren camper in der nacht zum pinkeln und am morgen sehr vorsichtig und leuchten herum, bevor wir den ersten fuss auf den boden setzen; auch 80 jährige haben manchmal einen ziemlichen appetit. oben und unten einige nachbarn, eindrücke und bildgewordene gefühle von slavica.























hier unser erpel-freund röllali, gierig, schlecht trainiert aber schlau wie ein schweinemäster, wenn's um den eigenen vorteil geht.









dann endlich on the road again, ab durch den "track", der sich von darwin bis nach adeleide, gute 2'500 kilometer quer durch die wüste zieht. mittendrin kleine käffer mit eigenartigen bars und auslagen, die in jeden western oder dundee film passen würden.










hier einer unserer skurilsten campgrounds in the middle of nowhere; gleich neben einem kleinen, putzigen friedhof, der noch nie etwas von einer "friedhofsordnung" gehört hat. so schliefen wir denn einträchtig nebeneinander; die einen etwas länger als die andern.



und dann ein naturmonument, das für sich selber spricht: ayers rock, der heiligste ort aller aboriginees. da wir ihn wegen wind und auch respekt nicht besteigen durften, haben wir ihn eben umrundet. nach über drei stunden walkabout hatten wir's geschafft. seltsam ergriffen neben diesem natürlichen wunder inmitten der riesigen wüste.












per zufall fanden wir dann einen campground mit dem genau richtigen abstand zum heiligtum. egal wie nah' oder weit, ewas geschieht beim betrachten.
















irgendeinmal hörst du auf, die kilometer zu zählen und kriegst einen kleinen geschmack von ewigkeit auf diesem betonband. als mensch aus einer doch eher beengten schweiz wird hier in diesem raum der atem weiter, der geist grösser und die ruhe tiefer. und dann triffst du auf eine weitere einzigartigkeit in dieser welt: coober pedy, opalschürftraum aller abenteurer, filmkulisse aller mad-max filme, wüstensandiger löcherkäse und wilder westen der aussies. glück und katastrophe, reichtum und bittere armut zusammengepresst auf ein paar quadratkilometer der gier nach einem seltenen stoff; opal.






doch einer nimmt sich neben der schürferei auch noch die zeit für ein paar andere zweibeinige pechvögel: junge kängurus, deren mütter von hungrigen oder dummen jägern abgeschlachtet wurden. er nimmt und bäppelt sie wieder auf und macht bei der handfütterung ein wenig nebengeld, kaum der rede wert, wenn man die preise für milch hier sieht.





















natürlich dürfen an keinem wilden ort auf dieser welt die serben fehlen, die eine solche atmosphäre des abenteuers ganz einfach im blut haben. und wo sie sind, sind auch orthodoxe kirchen, selbst wenn man sie ganz nach ortsgebrauch erst in den stein fräsen muss, no problem.



























und wieder ab auf den track, adelaide rückt näher, nur noch ein stück weges; wir fahren dem kalten winter-süden entgegen und frieren was das zeug hält.







und dann nochmal ein paar hundert kilometer weiter nach melbourne, eine der europäischsten städte australiens. 






aljoscha, der sohn meines alten freundes suki, lud uns zu seinem konzert in einer bar ein, das wir genossen, ebenso wie die anschliessende party bei ihm zu hause. junge, aufgestellte leute voller ideen, kunst und freude.






eine kurze stippvisite bei serbischen verwandten von slavica, welche vor über 30 jahren hier eingewandert sind und noch kein bisschen der heimatlichen gastfreundschaft eingebüsst haben.











und dann, nach über 7'500 kilometern fahrt, die abgabe unseres campers in sydney. arschkalt, unfreundliches wetter und langsam genug von australien. 






inmitten des redlight-districts fanden wir dann ein lauschiges hotel, auch wenn die nachbarschaft jeglicher moralischer vorstellungen widersprechen würde, welche wir gottseidank nicht haben. es war lustig, spannend und lehrreich.





direkt vor unserem hotelfenster haust dieser freundliche und neugierige zeitgenosse, der von den andern einwohnern nicht so sehr geschätzt wird, wie von uns, weil er als hobby sämtliche fensterkitte rausknabbert, bis die scheiben fallen. ein teures hobby für seine nachbarn, aber wir lieben ihn.






dann halt noch so ein paar eindrücke von sydney, wegen denen man nicht unbedingt so weit reisen müsste, aber es lag halt am weg.































unser vogel nach buenos aires, der uns nach 13 stunden flug noch am selben tag in buenos aires absetzte. wir landeten am gleichen tag nur einige minuten nach unserem abflug, weil wir die datumsgrenze überflogen; frag' mich keiner, wie das läuft, hauptsache einen tag gewonnen.



so, heute ist der 20. märz 2011 und nächstens mal geht unser flug in die schweiz und ich hab's wenigstens geschafft, australien noch während der reise abzugeben, auch wenn's für die englische variante nicht mehr gereicht hat. wir freuen uns auf alles und werden argentinien, uruguay und brasilien von der schweiz aus an euch senden. also ganz liebe grüsse an euch alle und nur beste gedanken, freude und lebhaftes sein.

charly und slavica